Gerhild Steinbuch (A) Biografie
verschwinden
oder Die Nacht wird abgeschafft
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Irgendwo tief drunter liegt die Geschichte von Antigone, die ihren Bruder beerdigen will. Doch dieses Menschenrecht wird ihr von Kreon, der die Staatsraison im Sinn hat, verweigert. Irgendwo tief drunter liegt diese radikalste Geschichte unseres kulturellen Gedächtnisses über die Grenzen von Systemen, von Moral, Menschlichkeit und Menschenrecht.
Gerhild Steinbuch hat sich von diesen Grundzügen zu ganz anderen, sehr gegenwärtigen Kontexten leiten lassen. Ihre Figuren stammen aus drei Generationen und sind, wie sie es selbst beschreibt, ein bisschen wie Leute in zu kleinen Pullovern: Wenn der Pullover an einer Stelle reißt, wird versucht, ihn (bei sich oder bei anderen) mit Klebeband zu flicken. Bis auf Haimon, der immer etwas außensteht. Und der als Einziger bei Steinbuch seinen Namen aus der Tragödie behalten hat: Der Verlobte Antigones, der sich nicht entscheidet, sondern auf eine Entscheidung von anderen wartet. Unschlüssig, ob ihm der Pullover nun passt oder nicht.
Ist Identität Schicksal oder Selbstgestaltung? Die Identitätssuche zwischen Familie und Öffentlichkeit, die Sehnsucht nach Nähe bei gleichzeitiger Vereinzelung sind die Leitmotive: „verschwinden“ ist ein Stück über das Altern, den Umgang damit und den Kampf dagegen in einer Welt, in der Jugend als höchstes Gut gilt. Und über das Alleinsein, das der Kampf mit sich bringt. Und die Unfähigkeit, das zu formulieren.
Die vierundzwanzigjährige Dramatikerin aus Graz ist eine der erfolgreichsten und zugleich – mit ihrer oft sperrigen und doch sehr nahen Sprache – eigenwilligsten jungen deutschsprachigen Autorinnen. Seit der Uraufführung des Stückes „Nach dem glücklichen Tag“ beim steirischen herbst 2004 ist Steinbuch auch über die österreichischen Grenzen zu einer gefragten Autorin geworden, die nun bereits zum zweiten Mal mit Roger Vontobel als ihrem Wunsch-Uraufführungsregisseur arbeitet.


Koproduktion steirischer herbst & Schauspielhaus Graz
Zu Gast auf der Studiobühne der Grazer Oper


Mi 10/10, Fr 12/10 & Sa 13/10, 19.30

80’
Talk im Anschluss an die 2. Vorstellung


Studiobühne der Grazer Oper
Regie
Roger Vontobel

Bühne und Kostüme
Petra Winterer

Dramaturgie
Sandra Küpper

Mit
Hannes Gastinger, Sophie Hottinger, Frederike von Stechow, Claudius Körber, Dominik Maringer, Dominik Warta u. a.

Schauspielhaus Graz