Kleine Zeitung - 19.06.2007
"steirischer herbst" unter dem Motto "Nahe genug"
Die Eröffnung findet am 20. September mit einer Soundinstallation statt.

Der "steirische herbst" hat sich im 40. Jahr seines Bestehens als weit gefasstes Thema "Nahe genug" gewählt. Wie Intendantin Veronica Kaup-Hasler bei einer Pressekonferenz Montagabend in Graz betonte, soll das Leitmotiv "immer präsent sein, zarte inhaltliche Netzwerke schaffen". An 29 Tagen werden insgesamt 100 Vorstellungen und Projekte - die Wiederholungen nicht mitgezählt - gezeigt. Eröffnet wird am 20. September mit einer Soundinstallation in der Helmut-List-Halle.

40-jähriges Jubiläum. Der "steirische herbst" wird sein Jubiläum einerseits mit einer Ausstellung im Stadtmuseum unter dem Titel "reading back and forth" feiern, andererseits wird das Künstlerduo plan b den Geschichten rund um das Festival nachspüren. Herauskommen soll eine Audio-Tour durch 40 Jahre, bei der Künstler ebenso zu Wort kommen sollen wie Taxifahrer, Barkeeper oder Polizisten. "Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen Nr. 8" nennt sich eines der Hauptprojekte. Dabei können sich Besucher im Orpheum um einen Euro für eine halbe Stunde einen von 100 Experten "mieten" und mit ihm reden. Das Thema bei dieser Veranstaltung ist "Die Gabe und andere Verletzungen des Tauschprinzips". Die Liste der Experten reicht dabei vom Grazer Chirurgen Karlheinz Tscheliessnig über Pfarrer Wolfgang Pucher bis zu ORF-Moderatorin Barbara Stöckl.

Kunst, Religion und Arbeit. Ein Stück für Erwachsene, gespielt von Kindern, zeigt der britische Autor und Regisseur Tim Etchells zusammen mit dem belgischen Theater "Victoria". Die Off-off-Broadway-Truppe "Nature Theatre of Oklahoma" filtert aus über 100 Stunden aufgezeichneter Telefongespräche einen Abend über Fragen der Kunst, Religion oder auch Arbeit heraus. Eine Uraufführung in Zusammenarbeit mit dem Grazer Schauspielhaus ist "Verschwinden oder Die Nacht wird abgeschafft" von Gerhild Steinbuch. Erstmals in Europa sind Arbeiten der jungen argentinischen Choreografin Lola Arias zu sehen. In ihrer Trilogie "Striptease" zeigt sie sechs Biografien am Scheideweg.

Eröffnung. Die Eröffnung wird von Staalplaat Soundsystem in der Helmut-List-Halle gestaltet. Unter dem Titel "Closed enough" wird die Gruppe den Aufführungsort selbst zum Klingen bringen, erklärte Kaup-Hasler. Das Festivalzentrum, genannt "The Theatre", wird als mobile Konstruktion am Karmeliterplatz errichtet und soll Treffpunkt und Diskussionsforum werden. Das Budget von 3,2 Millionen Euro ist höher als im Vorjahr (drei Millionen Euro), was auf zusätzliche einmalige Zahlungen auf Grund des Jubiläumsjahres zurückzuführen ist.