steirischer herbst 2007
der Standard - 12.09.2007
steirischer herbst sucht die Nähe
- Spektakulärer Auftakt zum 40er -

Sehr weitschweifige Interpretationen könnten vielleicht zu Hanns Koren zurückführen.
"Nahe genug" betitelt die "steirische herbst"-Intendantin Veronica Kaup-Hasler ihr diesjähriges
Festival, das heuer 40 Jahre alt wird. Ganz zu Beginn, 1967/68, formulierte der legendäre
steirische Kulturpolitiker Hanns Koren, dass er unter "Heimat nicht Enge, sondern Tiefe" verstehe,
Heimat also auch mit tief empfundener Nähe zu tun habe.

Kaup-Hasler widerspricht heftig. Sie will auch hier einer historischen Retrospektive widerstehen.
Von Heimatgedusel keine Spur. Der große thematische Bogen über das Jubiläumsfestival habe
nichts mit "Verwurzelung" zu tun. Es gehe "um das Spiel der Nähe mit der Ferne, um soziale
Beziehungen ebenso wie um politische. Um das Ausloten der richtigen Balance. Es ist ein sehr
dynamischer Begriff." Eine sehr differenzielle akustische Dynamik ist beim spektakulären
Eröffnungsevent (Closed Enough) am 20. September der Gruppe Staalplaat Soundsystem in der
Grazer Helmut-List-Halle zu erwarten. Soundsystem will den Korpus des Konzerthauses in einen
Klangkörper samt externen Soundquellen von Verschubloks, Rennautos oder Hubschrauber
formen. Wobei die Gegebenheit der vorhandenen Schalldichte durchaus ein "Dilemma" darstelle,
bedauert Kompositeur Geert-Jan Hobijn. Daher habe er "Öffnungen kreiert" und eben jene neuen
Klangquellen geschaffen.

Von innen geht es schließlich nach außen auf die Baustelle für The Theatre, in eine Container-
Zelt-Konstruktion am Karmeliterplatz. Arbeitstitel: "Schnittpunkt für Architektur und Performance".
Ein vor allem publikumswirksamer Kommunikationsevent verspricht der Schwarzmarkt für
nützliches Wissen und Nicht-Wissen von Hannah Hurtzig. Für einen Euro kann sich der Besucher
eine halbe Gesprächsstunde lang einen der hundert eingeladenen Experten "mieten".
Bildungsministerin Claudia Schmied ist ebenso "for rent" wie der Organtransplantations-Chirurg
Karlheinz Tscheliessnigg oder ein hoch begabtes Kind. Reminiszenzen in die "gute alte, wilde
herbst-Zeit" wird's nicht geben. Keine großen Ansprachen oder Huldigungen. Aber etwa eine
Audio-Tour, die das Künstlerduo plan b an Originalschauplätzen anbietet.

Walter Müller



20/09 - 14/10/2007
steirischer herbst
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