steirischer herbst 2007
Spielfeldforschung

„Nahe genug“: Das ist ein Sehnsuchtsort, wenn er entfernt ist – und ein Zuviel, wenn es erreicht ist. Liebe zum Beispiel. „Nicht nur“, wie Niklas Luhmann schreibt, „eine Anomalie, sondern eine ganz normale Unwahrscheinlichkeit.“ Unwahrscheinlich nahe. Nahe genug. Zu nahe: „Im Kommunikationstyp für Intimbeziehungen ist es nicht erlaubt, Persönliches der Kommunikation zu entziehen.“ So einfach ist das mit Beziehungen. Und so kompliziert. Wir schließen sie, stolpern in sie hinein, vernachlässigen, überbewerten, unterschätzen, strapazieren und beenden sie.
Aber „Nahe genug“ ist auch ein geopolitischer Topos: Das zusammenwachsende Europa, das heranrückende Afrika, die ökonomische Nähe der globalisierten Welt. Wer Abkommen, Gesetze oder gar Verfassungen macht, befindet sich in permanenten Statusverhandlungen. Dieser Status wird im Spannungsfeld von Nähe und Distanz verhandelt, indem Übereinstimmungen und Differenzen, Rechte und Pflichten, Grenzziehungen und Grenzöffnungen diskutiert werden.
Und es ist eine ästhetische Kategorie, auch hier eine Kategorie des Widerspruchs. Nahe genug, das ist ein performativer Zustand, ein Zustand in der Zeit: ein Prozess, kein Produkt. Bewegung, keine Statik. Teilnahme, keine Erklärung. Präsenz, keine Bedeutung. „Das Gesetz des Berührens ist Trennung.“ (Jean-Luc Nancy). Kunst berührt, wenn sie abstößt oder festhält, aber auch, wenn sie uns auf uns selbst zurückwirft, auf einen Moment, eine Erinnerung, ein verdrängtes Ereignis vielleicht.
Dieses Zuviel und Zuwenig, dieses nie-richtig-sein, dieses Paradox, das gleichzeitig Triebfeder zwischenmenschlicher, politischer, künstlerischer und performativer Kraft und Motivation ist, ist das Leitmotiv der „Spielfeldforschung“ des steirischen herbst.
Die „Spielfeldforschung“ ist keine akademische Schiene, die sich der Kunst als Objekt nähert, sondern findet Möglichkeiten, sich selbst der Kunst auszusetzen: Mit umherschweifendem### Theorieverständnis, in Formaten, die entlang des Festivalprogramms Möglichkeiten bieten, vor Ort auf Künstler und Theoretiker zu treffen.



Nahe Genug - Walking Conference


herbst-Akademie

Anmeldeschluss: Mo 16/07
Drei Workshops bringen auch in diesem Jahr während des Festivals internationale junge Künstlerinnen und Künstler, Theoretikerinnen und Theoretiker und Studierende nach Graz, um über das Leitmotiv der Spielfeldforschung und gezeigte künstlerische Arbeiten zu reflektieren.


Open Ups
Öffentliche Vorträge und Gespräche der herbst-Akademie



20/09 - 14/10/2007
steirischer herbst
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