steirischer herbst 2007
Workshop I
Verwandtschaft und andere Monstrositäten
24/09 – 29/09/2007

Von Kattrin Deufert (D) & Thomas Plischke (D)
Mit Jeroen Peeters (B), Katharina Pewny (A/D) & Marcus Steinweg (D)

Wie beanspruchen wir künstlerisches Interesse in einer Zeit, in der das „normale“ Leben mehr und mehr ästhetisiert erscheint und Kunst mehr und mehr zufällig oder alltäglich? Antigone als Mythos – eine gefallene Heldin, eine theatralische Figur und ein kulturell politisches Konzept – ist der Ausgangspunkt des Workshops. Ihr „Ich sage, ich habe es getan und ich leugne es nicht“ zeugt von einer möglichen Sprache der Performance,  die sich selbst an den Rändern eines Rückzugs von der Aktion formuliert und politisch bleibt, indem sie resistent ihr Todesbegehren lebt. Der Name „Antigone“ – konstruiert im Griechischen als „Anti-Generation“ /„Anti-Geschlecht“ – entdeckt die Grenzen des Verstehbaren, das an den Grenzen der Verwandtschaft sichtbar wird.

Im Workshop wird Material gesammelt, quergelesen und erarbeitet, das den Antigone-Mythos in Angriff nimmt, die Politik der Erschaffung von Monstern in unserer Gesellschaft, die Funktionalität von Terror in einer kapitalistischen Welt, die heikle Verbindung zwischen Tod, Inzest, Familie und Selbstmord.
Gemeinsam wird die Arbeitsmethode des Reformulierens angesetzt, ausgehend von dem Material, das die einzelnen Teilnehmer bereits gesammelt haben. In einer kreisförmigen Struktur werden Prozesse des Formulierens, Wiedergebens, Reformulierens, Weitergebens und Aufgebens initiiert. Am Ende stehen individuelle Projekte ohne bestimmte Urheberschaft, die weiter ausgearbeitet werden können. Die Vorstellung des Auf- und Weitergebens ###
bildet ein zentrales Konzept unserer Workshops. Durch das Preisgeben der Urheberschaft erleben die Teilnehmer den möglichen Unterschied zwischen individueller und gemeinsamer Bezugnahme im Rahmen von ästhetischen Prozessen, die stets auch mit anderen geteilt werden können und kommunizierbar sind.


Kattrin Deufert + Thomas Plischke gründeten 2001 die frankfurter küche. Als Künstlerzwilling "deufert + plischke" arbeiten sie an Theaterprojekten, Installationen, sowie Text- und Video-Publikationen. Von 2001 bis 2006 entstanden ihre Theaterstücke "As you like it" (2002),  "inexhaustible (RW)" (2003), "Sofia SP – science is fiction" (2004), "As if (it was beautiful)" (2004) sowie die Trilogie "Directories" (2003-6). deufert + plischke unterrichten regelmäßig an internationalen Kunstakademien und waren im Sommer 2006 Gastprofessoren an der Universität Hamburg im Rahmen von Performance Studies.

Jeroen Peeters (Brüssel) absolvierte eine Ausbildung in Kunstgeschichte und Philosophie und arbeitet zur Zeit als Schriftsteller, Dramaturg und Kurator in den Bereichen Tanz und Performance. Er leitet gemeinsam mit anderen die Kritikplattform www.sarma.be und arbeitet künstlerisch mit Martin Nachbar und Meg Stuart zusammen. Seine aktuellen Publikationen umfassen u.a. das Buch Shadow Bodies über das Werk von Philipp Gehmacher und Raimund Hoghe.

Katharina Pewny (Graz/Hamburg), Theater-, Tanz- und Performancetheoretikerin, dzt. Arbeit am Habilitationsprojekt "Performing the Precarious. Analyzing and theorizing the Performing Arts in the New Millennium". Forschung und Lehre an zahlreichen europäischen und amerikanischen Universitäten und Kunstakademien. Dissertation zu Gender-Konstruktionen
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deutschsprachiger Autorinnen.

Marcus Steinweg, Philosoph, lebt in Berlin. Derzeit Lehrauftrag an der HBK Braunschweig. Seine letzten Bücher sind "Bataille Maschine" (mit Thomas Hirschhorn), "Subjektsingularitäten", "Behauptungsphilosophie", "Mutter (mit Rosemarie Trockel), "Duras" (mit Rosemarie Trockel).


BEREITS VOLL
20/09 - 14/10/2007
steirischer herbst
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