Kronenzeitung - 13.10.2007
Erzählungen vom Liebes-Unglück
Die argentinische Theatermacherin Lola Arias beim "steirischen herbst" in Graz
Wie man phantasievolles und dabei völlig unprätentiöses Theater macht, das zeigt die argentinische Regisseurin und Autorin Lola Arias, die dem "steirischen herbst" im Dom im Berg ein Glanzlicht bescherte. Die Europa-Premiere ihrer Trilogie "Revolvertraum/Striptease/Die Liebe ist ein Heckenschütze" bringt große Gefühle und kleine Gesten zusammen.
Unaufdringlich und leise ist dieses Theater aus Lateinamerka. Der erste Teil "Revolvertraum" zeigt - besser gesagt verbirgt in einem fast abgedunkelten Raum - ein in Schlafzimmergespräche vertieftes Paar, das sich erst ganz kurz kennt. In "Striptease" telefonieren dagegen zwei bereits getrenne Liebende. Arias schafft mit großem Talent zur Reduktion spannende Theaterräume, wo sich Emotionen in kleinen Gesten spiegeln, wo Andeutungen und scheinbar banale Alltagsgespräche vom tiefgehenden Unglück und der Einsamkeit in einer rauen Gesellschaft erzählen.
Der dritte Einakter "Die Liebe ist ein Heckenschütze" zeigt einen "Wettkampf" mehrerer Unglücklicher, die allesamt zum Selbstmord bereit sind. Trotz des inszenatorischen Ideenreichtums, mit dem Arias dieses krönende Finale ausstattet, geht er in ruhiger Melancholie über die Bühne. Die Schauspieler fügen sich zum wunderbar aufeinander eingespielten Ensemble.
Martin Gasser
20/09 - 14/10/2007
steirischer herbst