steirischer herbst 2007
Kleine Zeitung - 10.10.2007
"Die Stadt von den Alten säubern"
INTERVIEW

Das Stück "verschwinden" von Gerhild Steinbuch wird heute beim "herbst" uraufgeführt.
"verschwinden oder Die Nacht wird abgeschafft" baut auf der Geschichte von Antigone auf,
allerdings mit sehr gegenwärtigen Kontexten. Welche sind das?

GERHILD STEINBUCH: Das Thema, das die verschiedenen Geschichten in "verschwinden"
eint, ist das Altern, der Umgang damit, die Angst davor. Innerhalb dieses Themenkomplexes wird
auch der Grundkonflikt der antiken Vorlage als moralische Grenzfrage übersetzt. Antigones
Bruder hilft in meiner Fassung einer alten Frau beim Sterben, was dann das Thema der
Auseinandersetzung zwischen Lara (Antigone) und Heinz (Kreon) ist.

Wo knüpft Ihr Auftragsstück für den "steirischen herbst" an dessen Motto "Nahe genug" an?
STEINBUCH: Umgang mit Alter ist ein relevantes, wirklichkeitsnahes Thema, dessen Nähe den
Figuren im Stück so unangenehm ist, dass sie es ausblenden, die Stadt von Alten säubern.
Sie sind auch international sehr gefragt, welche Aufführungen gab es dazu zuletzt?
STEINBUCH: Die dänische Erstaufführung von "kopftot" war im Jänner in Kopenhagen; die
Uraufführung fand 2006 im Staatstheater Mainz statt.
Ihre Zukunftspläne, Ihr größter Wunsch?
STEINBUCH: Ab Oktober arbeite ich als Stipendiatin der Akademie Schloss Solitude in
Stuttgart an einer längeren Prosaarbeit. Im November wird "schlafengehn" am Schauspielhaus
Wien erstmals in Österreich aufgeführt. Gemeinsam nehme ich mit Julie Pfleiderer am
Freischwimmer-Festival teil. Das Projekt lautet: Adaption des Dardenne-Films "Rosetta". Die
Schaubühne Berlin veranstaltet im Rahmen von 60 Jahre Deutschland einen
Komödienwettbewerb, an dem ich mich beteilige. Und im Jänner ist die deutsche Erstaufführung
von "verschwinden" in Mainz.
Und Ihr Wunsch?
STEINBUCH: Mein größter Wunsch ist, die sprachliche, rhythmische Genauigkeit zu
verbessern: Kapieren, wie Sprache funktioniert . . .


ELISABETH WILLGRUBER-SPITZ



20/09 - 14/10/2007
steirischer herbst
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