Kurier - 12.09.2007
Markt für nützliches Wissen


Mit dem Sound von Sirenen, Verschubloks, Rennwagen und Hubschrauber wird das Festival
heuer eröffnet. Das Leitthema "Nahe genug" bietet große Freiräume. Das Publikum kann
Experten mieten und in Graz bis 1967 zurück zu den Anfängen walken.

Wir spielen nicht in der Halle. Wir spielen die Halle." Kompositeur Geert-Jan Hobijn erläutert,
wie er Architektur zum Klingen bringen wird. Am 20. September wird der steirische herbst in der
Helmut List-Halle von sich hören machen. Öffnungen im schalldichten Objekt mussten kreiert,
Klangquellen innen und außen geschaffen werden. In den Sound mit eingebunden werden unter
anderem zwölf Sirenen, drei Verschubloks, ein Rennwagen und ein Hubschrauber. Man habe
der Versuchung widerstanden, eine historische Retrospektive zum Jubiläum zu machen, betont
Intendantin Veronika Kaup-Hasler. In "Reading Back and forth" werden Künstler aus
verschiedenen Metiers eingeladen, sich mit dem herbst und seiner gesellschaftlichen Relevanz auseinander zu setzen.

"Nahe genug": Das Leitthema 2007 erzeugt großen Freiraum auf Ebenen der Kunst, der
Ästhetik, menschlicher Beziehungen, dem Alltag und der Politik.
Die Besucher können sich Walkmen leihen und werden zu Stadtpunkten gelotst, an denen seit
1967 Kunst im öffentlichen Raum stattfand. Nahe genug kommt das Publikum auch in der
Produktion "Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen Nr. 8". Im Orpheum kann man
sich für eine halbe Stunde einen von 100 Experten mieten und mit ihm reden. Worüber? Das
Angebot reicht von Organtransplantation über Probleme ausländischer Mitmenschen bis zu
Bildungsfragen (mit Ministerin Claudia Schmied). Auch eine Millionenshow-Abräumerin kann
über ihr Glück befragt werden. Das Kunsthaus bringt sich mit "Volksgarten" ein:
Fremdenangst in zwei Stadtbezirken wird seziert.
Die Theaterproduktion "That night follows day" taucht in die Welt der Jugend ein:
Ihre Erfahrungen mit Erwachsenen werden dargestellt.
Am Karmeliterplatz wird eine mobile Container-Zelt-Konstruktion aufgestellt: Das Zentrum des
Festivals, auch Schnittpunkt zwischen Architektur und Performance.