Orf Steiermark - 20.06.2007
Steirischer herbst ist "nahe genug"
Der steirische herbst geht heuer in sein 40. Programmjahr. Für die neue Intendantin Veronica Kaup-Hasler ist es das zweite Jahr. Das kommende Programm steht unter dem Motto: nahe genug.

Veronica Kaup-Hasler zum Motto: "Was springt uns an, wann berührt uns Kunst, wie nahe sind wir dann und wie weit müssen wir dann das Kunstwerk vom Leibe halten, wie Walter Benjamin sagen würde".

Von diesem Gedanken ausgehend will Veronica Kaup-Hasler ein zartes Netzwerk über das Festivalprogramm legen. Im Gegensatz zum Vorjahresprogramm dominiert heuer mehr der persönliche als der politische Aspekt.

Nahe genug geht Vernonica Kaup-Hasler dabei auch an ihr Publikum heran - etwa mit dem Festivalzentrum, das auf dem Karmeliterpaltz errichtet wird.
   
        100 Projekte: Schwerpunkt Theater
Der herbst hat ein Budget von 3,2 Millionen Euro. Rund 100 Projekte werden damit vom 20. September bis 14. Oktober realisiert, Schwerpunkt des Programms sind theatrale Arbeiten, von internationalen Koproduktionen bis zu neuen Stücken steirischer Autoren.    
   
            Nähe und Distanz zu Erwachsenen
Der britische Forced-Entertainment-Autor Tim Etchells etwa behandelt das Thema in "Night Follows Day" mit Kindern von sieben bis 13 Jahren. "Die über ihr Nähe- und Distanzverhältnis zu den Eltern zur Erwachsenenwelt reflektieren", erläutert Kaup-Hasler. Die Produktion hatte im Juni in Brüssel Premiere.    
   
      Das Choreographenduo Deufert und Plischke setzt sich mit Nähe am Beispiel von Zwillingen auseinander.

Das Nature Theatre of Oklahoma konfrontiert seine Schauspieler mit voraufgezeichneten Gesprächen über Gott und die Welt, auf die sie auf der Bühne reagieren.

Die italienische Künstlergruppe Orthograph baut eine Camera obscura, in der Publikum sitzt und die Vorgänge draußen auf dem Kopf stehend und seitenverkehrt sieht.

Die Grazer Autorin Gerhild Steinbuch hat ein neues Stück geschrieben und die mobile theatralische Eingreiftruppe "Theater im Bahnhof" versucht nach dem Festwochen-Flop auf einem aufgelassenen Industrie-Areal herumlaufende Hunde, eine Handballmannschaft, ein Pornodrehbuch, zwei Kasachen und einen Knochenbestimmer unter einen Hut beziehungsweise in eine Aufführung zu bringen.    
   
            Ausstellung und Audiotour zum 40er
Das Thema 40 Jahre steirischer herbst schlägt sich in zwei Produktionen nieder: Reinhard Braun kuratiert eine Ausstellung, in der Künstler die 40 Jahre aus heutiger Sicht reflektieren, und die Gruppe Plan B schickt Besucher auf eine Audiotour zu früheren Schauplätzen und Ereignissen im steirischen herbst.
       
            "Schwarzmarkt für nützliches Wissen"
Hanna Hurtzig präsentiert ihren "Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nichtwissen". 70 Experten von Barbara Stöckl über den Grazer Armen-Pfarrer Wolfgang Pucher über Menschen der Open-source-Community bis zu Millionen-Show-Gewinnerinnen teilen ihr Wissen zum Thema "Gabe" dem Publikum mit.
       
            Musikprotokoll eröffnet
Eröffnet wird das Festival mit einer musikprotokoll-Produktion der Gruppe "Staalplat", die die Architektur der Listhalle im wahrsten Sinn des Wortes zu Schallmauern macht.