Kronen Zeitung - 27.09.2007
Annäherung an 40 Jahre Festival
"steirischer herbst": Jubiläumsschau im Grazer Stadtmuseum

Erstmals seit mehreren Jahren zeigt der "steirische herbst" heuer wieder eine eigene
Ausstellung. Für "Reading Back And Forth" hat Kurator Reinhard Braun acht künstlerische
Positionen versammelt, die die Geschichte des Festivals reflektieren. Zu sehen ist die Schau bis
4. November im Grazer Stadtmuseum.

Der Annäherung der acht internationalen Künstler und -gruppen an den "steirischen herbst" ist
höchst unterschiedlich und so sind es auch die Arbeiten. Gemeinsam ist ihnen die Verweigerung
des historischen Blickwinkels. Bezugspunkte wurden frisch interpretiert und weitergedacht. Zur
Eröffnung wurde man mit der Arbeit von Annika Eriksson konfrontiert, als Landeskulturreferent
Kurt Flecker eine Rede von Hanns Koren aus dem Jahr 1968 vortrug. Die Veränderung der
politischen Sprache machte Veränderungen in Gesellschaft und Kultur deutlich.

Maria Eichhorn hat ein Buch als Kunstwerk vorgelegt, in dem sie akribisch die künstlerischen
Beiträge von Frauen zum "herbst" auflistet - keine berückende Zahl nebenbei. Michael Schuster
spielt mit den Logos des Festivals: Er ordnet sie wie Sponsorenlogos auf einem Paravent
(bekannt von TV-Fußballübertragungen) an, und zeigt, dass Verschiebungen in der ästhetischen
Sprache des "herbst" erst in den vergangenen Jahren in größerem Ausmaß passiert sind,
Bruchstellen mit einem Intendantenwechsel zusammenhängen. Über die Verwertbarkeit von
Kunst denkt die Gruppe Famed nach, Willem Oorebeek arbeitet mit den "herbst"-Plakaten. Joke
Robaards verschränkt kulturelle Kontexte ineinander, in dem sie Posen auf Fotos in einem
anderen Zusammenhang wiedergibt. Und Manuela Zechner erweitert ihr Langzeitprojekt um
zukünftige "herbstliche" Interviews. Auch die Audio-Tour von plan b an die markanten "herbst"-
Schauplätze ist ein Teil dieser Ausstellung, die spannend ist, aber vernehmlich nach Vermittlung
ruft.


Michaela Reichart