steirischer herbst 2007
Kleine Zeitung - 13.10.2007
Menschen als defekte Roboter
Trockene Trilogie der Argentinierin Lola Arias.

"Die Liebe ist ein Heckenschütze", singt das Live-Trio, als  das Mädchen mit dem Motorradhelm den Revolver auf ihren Bettgefährten der letzten Nacht richtet.   

"Die Liebe ist ein Striptease, aber du entledigst dich dabei nicht  nur der Kleider, sondern auch deiner Organe - wie dein Herz, dein  Gehirn, dein Magen", sagt die Frau durchs Telefon zu ihrem getrennten  Mann. Ein paar starke Sätze tragen noch keinen Theaterabend. Und auch kein echtes Baby auf der Bühne, das bloß das Kindchenschema im Publikum weckt. Lola Arias wird für ihre poetischen Streifzüge im Dickicht zwischen Realität und Fiktion international gerühmt. Für den "steirischen herbst" hat die Autorin und Regisseuse aus Buenos Aires ihr Stück "El amor es un francotirador" zu einer Trilogie erweitert,  deren Klammern (Alb-)Träume, (Lebens-)Roulette und eben Revolver sind.   

Mit ihrer Compañia Postnuclear zeigt die 31-Jährige im Dom im Berg  Menschen am Rande des Weltenzusammenbruchs, Seelenkrüppel, zwischen  Intimität und Anonymität hinkend, "melancholische Roboter". Eine  trocken laufende Maschine, der das Öl des Berührenden oder Erschütternden fehlt. "Nichts soll an großes Theater erinnern",  wünscht sich Arias für ihre Dramen. Arte povera, gut, aber so arm?  Auch in Südamerika fallen offenbar keine Augusto Boals vom Himmel.

Michael Tschida



20/09 - 14/10/2007
steirischer herbst
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