Die Presse - 12.09.2007
Architektur zum Klingen bringen
Von 20. September bis 14. Oktober herrscht die Avantgarde in Graz. Thema im 40. Jahr: "Nahe genug".

Mit einem außergewöhnlichen Konzert wird am Donnerstag der kommenden Woche der
"steirische herbst" eröffnet. Die Gruppe "Staalplaat Soundsystem" wird die Helmut-List-Halle als
Instrument bespielen. "Wir spielen nicht in der Halle. Wir spielen die Halle", sagte Kompositeur
Geert-Jan Hobijn am Dienstag in einer Pressekonferenz. Mit "Closed enough" wolle man
"Architektur zum Klingen bringen", was bei einer schalldichten Konzerthalle ein Dilemma sei.
Deshalb habe man "Öffnungen kreieren" und Klangquellen innen und außen schaffen müssen,
die zusammenfließen.

Intendantin Veronica Kaup-Hasler präsentierte die Baustelle für "The Theatre", eine mobile
Container-Zelt-Konstruktion am Karmeliterplatz, ein "Schnittpunkt von Architektur und
Performance", der Aufführungsort und Treffpunkt sein soll. Man habe der Versuchung
widerstanden, eine historische Retrospektive zum Jubiläum zu machen. In "Reading Back and
Forth" wurden Künstler eingeladen, sich mit dem "steirischen herbst" und seiner
gesellschaftlichen Relevanz auseinanderzusetzen.

Wie Kurator Reinhard Braun berichtete, sei es in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum
gelungen, verschiedene Lesarten des Festivals zu entwickeln, die das Ausstellungsprojekt
gleichzeitig zu einem Beitrag der Diskussion über Voraussetzungen künstlerischer Produktion in
ihrem Verhältnis zum Handlungsraum von Kunstinstitutionen werden lassen. Neben der
Audiotour, die das Künstlerduo "plan b" an den Originalschauplätzen in der Stadt anbietet, gibt es
die Wiederaufführung einer Rede, die "herbst"-Initiator Hanns Koren 1968 hielt. Eine
Hauptproduktion ist "Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen Nr. 8". Dabei können
sich Besucher im Orpheum um einen Euro für eine halbe Stunde einen von 100 Experten
"mieten" und mit ihm oder ihr reden.