steirischer herbst 2007
Kleine Zeitung - 23.09.2007
Erinnerungen, Fakten und Gesten
In vierzig Jahren steigerte sich im "steirischen herbst" der Anteil der Künstlerinnen von 12,37 auf 36,08 Prozent. Es darf ruhig noch mehr werden.

Maria Eichhorns Beitrag zur Ausstellung "Reading Back And Forth" ist ein 520 Seiten starkes
Buch. Darin aufgelistet sind die Namen der Künstlerinnen, die seit 1968 am "steirischen herbst"
beteiligt waren. 36 waren es 1968, das entspricht 12,37 Prozent. Heuer sind es 162 oder 36,08
Prozent. Der Schnitt aus vierzig Jahren: 24,94 Prozent.
Sieben weitere, von internationalen Künstlern und immerhin fünf Künstlerinnen maßgefertigte
Beiträge befassen sich ebenfalls mit "Öffentlichkeit, Politik, Erinnerung, Rebellion" anhand von
vier Jahrzehnten "herbst"-Geschichte. Nicht so konkret wie die Eichhorn, aber durchaus mit
Ansätzen, die zur Reflexion über das Festival und den Kulturbetrieb darüber hinaus anregen. Die
Schwedin Annika Eriksson gewann Kulturreferent Kurt Flecker als "performer": Er las bei der
Eröffnung Hanns Korens Rede aus dem Jahr 1968.
Zur Erhöhung des Frauenanteils trägt auch die wunderbare Schau "Active Agents" bei. Arbeiten
von sieben Künstlerinnen - Maria Hahnekamp, Zilla Leutenegger, Ulrike Lienbacher, Manuela
Mark, Mara Matuschka, Gabriele Szekatsch, Eva Stern - verschränken sich hier zu einer
Befragung weiblicher Befindlichkeiten von absolut allgemeinem Interesse. Das technische
Spektrum reicht von der Grafik über Ölmalerei und Skulptur bis zu Foto, Film und Video.
Gescheit, vital, witzig, poetisch.
Um "Emotion und Religion in einer globalisierten Welt" drehen sich die Beiträge von "Gestures
Of Infinity". Zehn Arbeiten, "Gesten", mit welchen sich Künstler Bereichen nähern, die in
unterschiedlicher Weise als unfassbar definiert sind.
Der Bosnier Zlatko Kopljar geht in fotografisch fixierten Performances an Orten der Macht in die
Knie, vor New Yorks Börse ebenso wie vor dem Guggenheim Museum. Robert Rumas, Marta
Deskur und Artur Zmijewski aus Polen beziehen Positionen zwischen Kritik und Ironie. Der Irin
Abigail O'Brien ist in der Befassung mit den Sakramenten der Mensch spürbar näher als Gott. Die
Schriftbilder des in New York lebenden Steirers Hannes Priesch zeigen, welchen Unterschied oft
ein Buchstabe macht.


WALTER TITZ



20/09 - 14/10/2007
steirischer herbst
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