steirischer herbst 2007
Kronen Zeitung - 22.09.2007
Der Geist blieb nur ein Phantom
Der "steirische herbst" eröffnete Festival mit Klangperformance in Grazer List-Halle

Wie schon im vergangenen Jahr eröffnete der "steirische herbst" sein Programm mit einem
Klang-Spektakel in der List-Halle. Dabei wurde erneut unfreiwillig der Beweis geführt, dass, wenn
sich Eröffnungsevent und komplexe Kunst-Performance aneinander reiben, nicht unbedingt die
Funken sprühen müssen.

Die "herbst"-Eröffnungen in der Intendanz Kaup-Hasler gehen künstlerisch in die Tiefe,
publikumsmäßig in die Breite. Da besteht die Gefahr, dass ziemlich viel Raum für Luft
dazwischen bleibt, dass die komplexen künstlerischen Fragestellungen,
die den Charakter des "herbst" seit 1968 ausmachen, just bei der Eröffnung -
die naturgemäß ein Event darstellt - verwässern.
2006 ging Georg Nussbaumers "Schwerefeld" fast im Publikumsandrang unter, auch die
heurige Performance der deutsch-holländischen Klangforscher von Staalplaat Soundsystem war
nicht für ein solch großes Publikum maßgeschneidert. Denn spektakulär war an diesem in
Koproduktion mit dem "musikprotokoll" entstandenen Stück "Closed Enough" nur der Aufwand
samt Lok, Rennauto und Hubschrauber. Das hörbare Resultat dieser Klangerkundung der List-
Halle geriet dagegen subtil und forderte vom Besucher den Willen zur, nun ja, Kunstandacht.

Das Trio von Staalplaat Soundstystem erklärte die Konzerthalle zum "Listophon", zum
Instrument. Ventilatoren, Heimwerker-Werkzeug und allerhand weiteres Instrumentarium
versetzten die Halle in Schwingung und machten sie zum Klangproduzenten. Motoren heulten,
Autos mit den aus den alltäglichen Stadtbild (leider) nicht mehr wegzudenkenden "Terror-
Bässen" fuhren vorbei, eine Lok grüßte aus der Ferne, ein Hubschrauber kreiste. Diese Öffnung
für Klänge, die sonst stören, verwies auf ein Feld, mit dessen künstlerischer Bestellung die
Performance tatsächlich an Profil gewinnen hätte können: Die sozialen und wirtschaftlichen
Realitäten der Umgebung, das ganze urbane Umfeld der Halle wären eine Untersuchung, die sich
nicht wie hier auf einige vage Assoziationen beschränkt, wert.

So blieb das Ganze äußerliche Brimborium letztlich zaghaft und dramaturgisch sehr
unschlüssig, hinterließ ein wohl weitgehend gelangweiltes bis ratloses Publikum. Ein
Musikexperte flüsterte mir gegen Ende der einstündigen Aufführung zu, dass das alles halt nichts
Greifbares beinhalte. Und er hatte damit schon sehr recht: Der Geist der Halle, er blieb Phantom.

Martin Gasser



20/09 - 14/10/2007
steirischer herbst
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