steirischer herbst 2007
Der Standard - 21.09.2007
Die tönende Architektur
steirische-herbst-Eröffnung in der Helmut-List-Halle durch Staalplaat Soundsystem

Nur kurz war beim Auftakt des steirischen herbstes am Donnerstagabend der
Geräuschpegel ohr- und magenerschütternd: Staalplaat Soundsystem setzten die Helmut-List-
Halle punktuell als sehr lautes Instrument ein. Der überwiegende Teil von "Closed Enough"
entpuppte sich als nicht unsanfte Demonstration instrumentaler Möglichkeiten der Halle. Lüftung,
Scheinwerfer, beklopfte Wänden und Türen - die Architektonik und ihre Innenausstattung werden
zum Klangwerkzeug. Die Türen gehen auf, und von außen mixt sich mitunter Motorengeheul
eines Rennautos ein, oder das Rotorenpeitschen eines Hubschraubers. Zwischendurch fahren
auch Autos, aus denen Discosound tönen, um die Halle. In Summe eine Eröffnung, deren
Musiksubstanz an ein von Motoren bedrängtes repetitionsverliebtes Percussion-Orchester
erinnerte.

Begleitet war die Eröffnung des Festivals von kulturpolitischen Nebengeräuschen. Denn Tags
zuvor hatte Kulturlandesrat Kurt Flecker (SP) ausgewählte Journalisten zu einer Pressekonferenz
eingeladen, bei der das "Feinkonzept" der Regionale vorgestellt wurde. Die Grazer Grünen
empfanden dies als "Affront" gegenüber herbst-Intendantin Veronica Kaup-Hasler: Flecker
versuche, die von ihm initiierte und weit höher subventionierte Regionale "gegen den herbst
auszuspielen". Das Festival für Gegenwartskunst wird 2008 von Intendant Dieter Spath
gemeinsam mit dem Designer Alexander Kada und ehemaligen herbst-Mitarbeitern als rurales
Gegenstück zum urbanen herbst positioniert.

Die erste Regionale steht unter dem Motto "Diwan - Grenzen und Kongruenzen". Sie
verspreche, so Flecker, "orientalischen Kunstgenuss". Bespielt werden etwa Getreidesilos. Der
Orient wird nicht als konkreter politischer oder historischer Raum verstanden, sondern, so Spath,
"als weiträumige Projektionsfläche in den Köpfen der Menschen". Um die gegenwärtige
Stimmung "provokativ" anzuheizen, sucht die Regionale unter anderem einen Bauplatz für eine
Moschee.

Nicht ohne Grund fragt sich Kaup-Hasler, die heuer das eminent politische Thema "Nahe
genug" ausgab: "Müssen Grenzziehungen gegenüber einem radikalen Islamismus einhergehen
mit einem Pauschalverdacht und einer Abwertung von Kultur und Glauben der friedlich in
Österreich lebenden Muslime?"

Thomas Trenkler



20/09 - 14/10/2007
steirischer herbst
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