steirischer herbst 2007
Steirer Monat - 02.10.2007
Die Kunst der flachen Bälle


Dass der "steirische herbst" ausgerechnet im Herbst, wenn sich der südsteirische Herbst
gerade voll ins Zeug legt, saisoniert, das nimmt sie dem Herbst fast ein bisschen übel, dem
südsteirischen nämlich. Denn das bedeutet für sie, dass sie sich für einen Herbst/herbst
entscheiden muss: ihren steirischen. herbst-Intendantin Veronica Kaup-Hasler ist nämlich
avancierter Südsteiermark-Fan. Und wenn ihr "Festival neuer Kunst" in Graz über die Bühne
geht, dann bleibt die kulinarische Avantgarde rund um Lagenwein und Käferbohnensalat für sie
für ein paar Wochen außer Reichweite. Dann muss sie schließlich selbst in Graz vor Ort sein, um
den künstlerischen Appetit der Festival-Besucher zu stillen - in Form von Perfomances, Musik,
Tanz, Theater etc. Es ist der zweite "herbst", den die in Dresden geborene und in Meidling
aufgewachsene Kulturmanagerin organisiert. "Im Vergleich zum Vorjahr wollen wir noch
radikalere Zeichen setzen, noch prägnanter sein", so die 39-Jährige und verweist auf "Staalplaat
Soundsystem", das im Zuge eines spektakulären Eröffnungsevents die Helmut-List-Halle als
Instrument bespielte, und auf das 100 Experten (vom Bettler bis zur Kulturministerin) umfassende
Projekt "Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen".

"Zwei Beispiele mit großer nationaler und internationaler Resonanz, wie das Interesse von
Kuratorenkollegen aus ganz Europa beweist." Ist Graz ein guter Boden für ein Festival dieser Art?
"Auf jeden Fall. Die Mischung von Enge und Neugier ergibt ein spannungsgeladenes Umfeld", so
die Tochter einer Schauspielerfamilie, die dank ihrer Musikalität (Klavier, Querflöte, Altflöte) auch
selbst einen herbstlichen Programmpunkt gestalten könnte. "Aber höchstens als Notprogramm
zu sehr später Stunde", lacht die Intendantin. Die Programmwochen (noch bis 14. 10.) erlebt sie
im Zustand adrenalin-gehypter Anspannung. "Meine Hauptbeschäftigung gilt in dieser Zeit der
Beruhigung meiner eigenen Nerven. Gleichzeitig muss ich dem Team und den Künstlern
Vertrauen geben", erklärt die Mutter zweier Töchter (8 und 3 Jahre). "herbst-Intendantin ist ein
toller Job", so Kaup-Hasler, "so wie ich auch alle meine Jobs bisher mit Leidenschaft ausgeführt
habe. Aber es ist keine Aufgabe, die man macht, wenn man es lieber ruhiger haben will." Gleich
nach dem "herbst" starte nahtlos die Arbeit am neuen Programm, das bis Februar stehen muss.
Dann erst lasse der Druck nach und es bleibt wieder mehr Zeit für die Familie, die Kinder und ihre
liebsten Beschäftigungen: Reisen und Lesen. "Ich habe zwei Hauptwohnsitze: Graz und die
Welt." Am liebsten ist sie dort, wo Gesellschaften im Umbruch sind: Naher Osten, Balkan,
Südamerika. Eine Leidenschaft, die zur Gelassenheit beiträgt. Was dann von Nutzen ist, wenn es
beispielsweise um (bisher seltene) Kritik oder Tadel geht. "Ich sage dann immer: Den Ball schön
flach halten." Der Ball, der Fußball nämlich, steht auch sonst auf Kaup-Haslers Top-Agenda. "Ich
bin seit 20 Jahren Fan von Sturm Graz. Fußball ist großartig! Es ist für mich wie Theater, es kann
öd sein, aber auch aufregend und prickelnd."

Wolfgang Schober



20/09 - 14/10/2007
steirischer herbst
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