steirischer herbstJan Assmann (D) Biografie
Zeitgenossen im Gespräch
Michael Kerbler spricht mit Jan Assmann


Es ist die Fähigkeit zu erinnern, die Menschen erst zu Menschen macht. Ohne Erinnerung können wir kein Selbst aufbauen. Unsere biografischen Erinnerungen sind essenziell, denn sie sind das Material aus dem das Bild der eigenen Identität geformt wird. Dies gilt für das individuelle Erinnern ebenso, wie für das Wir-Gedächtnis von Familien, einer ganzen Generation, einer Gesellschaft oder einer Nation.
Das kulturelle Gedächtnis, also jenes kollektiv geteilte Wissen einer Gesellschaft, das über Jahrhunderte zurückreicht, versucht seine Stabilität in einem spannenden Informationsverarbeitungsprozess zu erlangen, der da heißt: Erinnern und Vergessen. Beide Komponenten gehören untrennbar zusammen, denn lückenlose Erinnerung käme dem totalen Vergessen gleich. Ebenso ist Vergessen(-können) notwendig für die Ökonomie des Gedächtnisses.
Auf dem kulturellen Gedächtnis – so der Kulturwissenschafter Jan Assmann – stützt jede Gesellschaft ihr Bewusstsein von Einheit und Eigenart. Die Welt entsteht dem Menschen nur im Leben der Erinnerungsspuren. Sinn und Identität findet er in der Wiederkehr kultureller Muster.
Im Gespräch von Michael Kerbler mit Jan Assmann geht es nicht nur um die Bedeutung des „kulturellen Gedächtnisses“. Es wird auch nach der Funktionsweise dieses speziellen kollektiven Gedächtnisses gefragt und welche Rolle dem kulturellen Gedächtnis bei der Konstruktion von Vergangenheit und Identität zukommt. Anhand geschichtlicher Ereignisse wird zu zeigen sein, dass die Folgen historischer Ereignisse bis in die aktuelle Zeitgeschichte hereinreichen. Weil es das kulturelle Gedächtnis so will, sind Waterloo, die Schlacht auf dem Amselfeld und Massada immer noch lebendig.


Kooperation steirischer herbst und Radio Österreich 1 (40 Jahre Ö1)


So 07/10, 11.30
Liveaufzeichnung in The Theatre


Do 11/10, 21.00
Ausstrahlung auf Radio Österreich 1

The Theatre / Karmeliterplatz