Nahe genug
Walking Conference
83% Theorie
17% Frischluft


Nähe oder Ferne sind keine statischen Zustände, sondern Bewegungen, ein stetiges Anpassen der Abstände: Alltägliche soziale Gefüge von Familie, Freundschaft, Gemeinschaft und Netzwerken haben sich stark verändert: Was definieren wir beispielsweise als Berufs-, was als Arbeitsbeziehung? Wie gestalten solche Beziehungen unseren Alltag? So wie sich Arbeitsstrukturen, Zeitgefühl oder das Verhältnis von Sesshaftigkeit oder Mobilität ändern, so verschiebt sich analog das Verhältnis von Menschen oft hin zu einem Paradox zwischen pragmatischer Zweckorientiertheit und hingebungsvoller Uneigennützigkeit. Welche zeitgemäßen Modelle, welche Orte, welche Möglichkeiten oder gar Utopien der Nähe und der Ferne also gibt es? Die „Walking Conference“ flaniert, aufgeteilt in Walks zu verschiedenen Themen, durch die Stadt und die Kunst, um in Gesprächen, Vorträgen, Diskussionen Fragen nach dem „Nahe genug“ ebenso abstrakt wie konkret zu stellen: Als eine Theorieveranstaltung, die selbst Abstände verringert und erweitert. Beginnend mit einem gemeinsamen Podiumsgespräch, um das Thema zu entwickeln, teilt sie sich dann in sechs Walks mit unterschiedlichen Schwerpunkten, kreuzt sich bei Audienzen mit internationalen Theoretikern und kommt am Ende zu einem abschließenden Vortrag wieder zusammen.



Liebe
Ausflüge ins Land der unbedingten Nähe (mit dem Bus und zu Fuß)

Von Astrid Kury (A), Astrid Polz-Watzenig (A)
Mit Franzobel (A), Clément Mutombo (A) Michael Ostrowski (A), Eva Lia Wyss (CH)

Die Geschichten von der Liebe, die wir uns erzählen, offenbaren die instabile Utopie, die Liebe heute ist. Von dem Ort, wo die Drähte heißlaufen und wo die Liebe erglüht, bis zur Verortung des Scheiterns, eben da, wo „alles den Bach runtergeht“, führt dieser Walk. Und dazwischen und über alledem schwebt: die subversive Kraft der Liebe. Das Einzige, das zählt.

Zusammenarbeit steirischer herbst, KHG & Akademie Graz



Szene
Netzwerke als soziales Kapital

Von Jörn Morisse / Zentrale Intelligenzagentur (D) & Rasmus Engler (D)
Mit Joachim Baur (A), Rupert Lehofer (A), Robert Lepenik (A) u. a.

Kann man private und öffentliche Beziehungen noch trennen, wenn sich Leben, Kunst und Arbeit vereinigen? Nur wenige Kulturschaffende können vom eigenen Einkommen leben. Das Kokettieren mit dem Scheitern gehört genau wie die Pflege des Dionysischen zur Inszenierung der modernen Künstlerexistenz. Klar, dass dieses mit einem komplizierten Geflecht von Beziehungen einhergeht, welche die so genannte Szene bildet. Welche Szene bringt Geld, welche Lebensqualität?



Sex
Fetisch in Second Life

Von Anna Cäcilia Dorfner (A) & Johannes Sperlhofer (A)
Mit Kyrah Abattoir (F) & anderen Avataren

Sexualfetische sind in der virtuellen Welt Second Life allgegenwärtig: Die Grenzen zwischen menschlichem Sexualakt, Ersatzobjekten und Cybersex verschwimmen zu einer neuen, schamlosen, jedem erlebbaren Dimension der Sexualität. Der Walk begibt sich auf die Marktplätze virtueller Fetischobjekte und in einschlägige Clubs, um die dort herrschende Auffassung von Sex, Fetisch und sozialer Interaktion zu analysieren.



Kredit
Bezahlt sein, um nichts zu tun

Von RELAX / chiarenza & hauser & co (CH/F)
Mit Sabeth Buchmann (A)

Kann man Freundschaft sparen, wie man Geld spart? Dieser Walk des Künstlerinnenduos RELAX nimmt Kredit beim Publikum auf, ohne irgendjemand in den Ruin zu stürzen. Beim gemeinsamen Gang durch die Stadt werden Freundschaften verschwendet, während unterwegs Freunde und Freundinnen oder Kollegen getroffen werden.



Alltag
The good, the bad and the usual city

Von Markus Bogensberger (A) & Gabu Heindl (A) – HDA - Haus der Architektur Graz
Mit Alex Axinte (RO), Eyal Weizman (GB/IL)

Ein Gang durch die uns alltägliche Stadt: um zu schauen, wie und wo Grazerin-nen und Grazer wohnen, arbeiten, konsumieren, aber auch um zu sehen, wie und wohin wir schauen. Das Durch-die-Straßen-Gehen ist das Medium für eine bewegte Nah-Sicht: ein eindringliches Verhältnis mit intensivem Blick auf die Stadt, ihre alltägliche Architektur und deren Gebrauch und Missbrauch.

In Kooperation mit dem HDA - Haus der Architektur Graz



Fremde/Nähe
Die anderen, das sind wir

Von Gabriele Dietze (D) und Laila Huber (A)
Mit Ines Aftenberger (A), Joseph Dim (A), Veronika Dreier (A), Janja Kozel (A), Leo Kühberger (A), Igor Petkovic (A) u.a.

Der Spaziergang sucht Verknüpfungspunkte zwischen heimisch gewordenen Migranten und einem fern-nah vernetzten Graz. So wird es einen Besuch in einer Fair-Trade-Handelsorganisation geben, eine kulturanthropologische Straßenerkundung und einen Imbiss in einem polykulturellen Künstlercafé. Gesucht wird nach „Dritten Räumen“ und neuen Gefügen.


Die Kuratoren zur Nahe genug – Walking Conference

Spielfeldforschung




Sa 13/10

11.00
Podiumsgespräch

12.30 - 16.30
Walks

17.00
Abschlussvortrag

Eintritt frei


The Theatre / Karmeliterplatz
Audienzen & Podiumsgespräch mit
Hartmut Rosa (D), Georg Schöllhammer (A) & Ruth Sonderegger (NL/D)

Abschlussvortrag von
Joseph Vogl (D)

Kuratiert von
Florian Malzacher (A/D) & Gesa Ziemer (CH/D)